Im Rahmen einer digitalen Informationsveranstaltung haben Experten Fragen zum Pilotprojekt eWayBW beantwortet. Das Projekt im Murgtal wird die Oberleitungstechnik für E-Lastkraftwagen in der Praxis erproben.
Technik von gestern? Verkehrschaos im Murgtal? Das sind lediglich zwei der vielen Fragen, die am Montag, 25. Mai 2020, im Rahmen einer digitalen Informationsveranstaltung zum Pilotprojekt eWayBW thematisiert wurden. Im Rahmen der Informationsveranstaltung ging es hauptsächlich um den Bau der Oberleitungsanlage auf der Bundesstraße B 462 im Murgtal, mit der ein Einsatz von Hybrid-Oberleitungs-Lastkraftwagen der Praxis getestet wird. Trotzdem nutzten viele Interessierte die Kontaktmöglichkeit und konfrontierten die Protagonisten mit Fragen, die auch darüber hinaus gingen. Im April 2018 wurde die Öffentlichkeit bereits in einer ersten Informationsveranstaltung über das Projekt informiert, bei der die Bedeutung und der Hintergrund des Projektes sowie die Technologie im Mittelpunkt standen.
Während die Informationsveranstaltung im Jahr 2018 in der Wörtelhalle in Kuppenheim stattgefunden hat, konnten die Vorträge und die Diskussions- und Fragerunde der gestrigen Informationsveranstaltung auf Grund der aktuellen Gesundheitslage per Live-Stream über das Internet verfolgt werden. Verkehrsminister Winfried Hermann machte dabei deutlich, warum der Aufwand für dieses Pilotprojekt betrieben wird: „Wir beteiligen uns an dem bundesweiten Pilotprojekt, da wir die Suche nach der Technik von morgen unterstützen möchten. Ein klimaschonenderer Straßengüterverkehr wird dringend benötigt. Auch wenn große Anstrengungen erfolgen, um den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, wird auf absehbare Zeit der Großteil weiterhin auf der Straße transportiert werden. Wir brauchen also funktionierende Alternativen zum bisher dominierenden Diesel-LKW, wenn wir die Klimaschutzziele im Verkehr erreichen wollen.“
Oberleitungsanlage für E-Lastkraftwagen
Auf der Teststrecke im Murgtal sollen täglich 128 LKW-Fahrten mit Hybrid-Oberleitungs-LKW durchgeführt werden, was rund zehn Prozent der aktuellen gemittelten LKW-Belastung über die Teststrecke hinweg darstellt. Dafür ist der Bau der Oberleitungsanlage erforderlich, mit der die Hybrid-Oberleitungs-LKW den Strom für den Elektroantrieb und die Batterien erhalten.
Sylvia M. Felder, Regierungspräsidentin des Regierungspräsidiums Karlsruhe, erläuterte, wo und wie der Bau der Oberleitungen durchgeführt wird und was unternommen wird, um den Verkehr auf der Bundesstraße abzuwickeln. „Wir wissen, dass das Murgtal durch die Baustelle sehr belastet sein wird: Fast acht Monate Bauzeit auf der Lebensader des Murgtals sind eine große Herausforderung! Durch den Einsatz von mehr Arbeitskräften und Bohrgeräten sowie durch einen Zweischichtbetrieb ist es uns gelungen, die Bauphasen mit Verkehrseinschränkungen von neun auf acht Monate zu verkürzen. Leider ist eine weitere Reduzierung, wie beispielsweise durch Nachtarbeit, bei den Rahmenbedingungen dieser Baustelle nicht möglich.“
Experten beantworten Fragen zur Technologie
Des Weiteren standen Experten der eHighway-Technologie zur Beantwortung der Fragen zur Verfügung. Marcel Zembrot, Gesamtprojektleiter von eWayBW, Prof. Dr. Martin Wietschel vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung und Leiter der wissenschaftlichen Begleitforschung des Projektes sowie Jan Bachmann, Projektleiter am Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel, berichteten über den aktuellen Stand der Forschung zur Einsparung von Kohlenstoffdioxid (CO2) beim Straßengüterverkehr und beantworteten Fragen zur Technik und den Betrieb der Anlage.
Statements
Marcel Zembrot erläuterte, wieso das Pilotprojekt auf der Bundesstraße B 462 stattfindet. „Wir finden im Murgtal ideale Bedingungen vor, um die Planung, den Bau und den Betrieb der Anlage zu testen. Die Kombination aus infrastrukturellen Randbedingungen und dem besonderen Betriebskonzept machen eWayBW einzigartig und daher so interessant für die wissenschaftliche Begleitforschung.“
Prof. Dr. Martin Wietschel sagte: „In der Begleitforschung werden unter anderem Themen der Akzeptanz des Projektes, der Auswirkungen von Oberleitungs-LKW auf die Lärm-, Schadstoff- und Treibhausgasminderung, die Versorgung mit Strom, alternative Lösungen wie Batterie-LKW und die Ausdehnung des Konzeptes auf ganz Baden-Württemberg behandelt."
Jan Bachmann, der das Partnerprojekt FESH an der Bundesautobahn A 1 in Schleswig-Holstein betreut, beantwortete zum Beispiel die Frage, welche Auswirkung die Oberleitung für Rettungseinsätze hat: „In konstruktiver Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr, den Leitstellen sowie den Bergungsunternehmen sind technische und organisatorische Herausforderungen, die sich für verschiedene Einsatzszenarien auf elektrifizierten Straßen stellen, lösbar.“