Sommertour

Besuch im Nationalpark Schwarzwald beim Reallabor „Wissensdialog Nordschwarzwald“

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Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat Im Rahmen ihrer Sommertour den Nationalpark Schwarzwald und das dortige Reallabor „Wissensdialog Nordschwarzwald“ besucht. Das Land hat eine Anschlussfinanzierung für 2018 und 2019 in Höhe von 317.000 Euro zugesagt.

Im Rahmen ihrer Sommertour hat Wissenschaftsministerin Theresia Bauer den Nationalpark Schwarzwald und das dortige Reallabor „Wissensdialog Nordschwarzwald“ (WiNo) besucht, das gemeinsam von der Universität Freiburg und der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg entwickelt wurde. Das Forschungsprojekt für die und vor allem auch mit der Region Nordschwarzwald wird seit 2015 durch das Wissenschaftsministerium gefördert. Das Ministerium hat eine Anschlussfinanzierung für 2018 und 2019 in Höhe von 317.000 Euro zugesagt.

„Das WiNo-Reallabor hat es geschafft, im Umfeld der heiß diskutierten Gründung des Nationalparks im Nordschwarzwald unterschiedliche Akteure mit in den Forschungsprozess zu integrieren. Von Anfang an wurden konsequent Kooperationen von Wissenschaft, Bürgerinnen und Bürger sowie Praxispartnern gefördert. So sind spannende Projektideen rund um den Nationalpark entstanden, die einen Mehrwert für die gesamte Region schaffen werden“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in Baiersbronn. Aus dem gemeinsamen Prozess aller Beteiligten entwickelten sich unter anderem Teilprojekte zu den Themen waldbasierter Gesundheitstourismus, nachhaltige digitale Mobilitätskonzepte, natürliche Waldentwicklung, Borkenkäfer, Landnutzung (historisch und aktuell), software-gestützte Wegeplanung, Erwerbsmöglichkeiten von Frauen im Nationalpark und lokalspezifisches Wissen.

„Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, Unternehmen und Touristikverantwortliche, Forstwirtinnen und -wirte und Naturinteressierte: Sie alle sind Teil des WiNo-Forschungsprozesses und können sich immer wieder aktiv in das Reallabor einbringen“, so die Ministerin. Das Einbeziehen unterschiedlicher Perspektiven und Kompetenzen mache die großen Chance eines Reallabors aus, da die Forschung und deren Ergebnisse auch wirklich in der Region verankert werden, so die Ministerin weiter. „Um die angestoßenen Prozesse und wissenschaftlichen Impulse von WiNo noch weiter umzusetzen und zu verstetigen, haben wir uns entschieden, das Reallabor über die ersten drei Förderjahre hinaus nochmals für die Jahre 2018 und 2019 zu finanzieren“, betonte Bauer. Das Land fördert das Reallabor-Projekt im Nordschwarzwald damit insgesamt mit rund 1,3 Millionen Euro.

Einziges Reallabor im ländlichen Raum

„Als einziges unserer 14 baden-württembergischen Reallabore widmet sich WiNo einem größeren, stark ländlich geprägten Raum und lotet damit auch die Potentiale von Reallaborforschung für die nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume aus“, so Bauer weiter. Durch die aktive Mitwirkung regionaler Akteure habe sich der Wissensdialog inzwischen erfolgreich zu einer regionalen Diskussionsplattform an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis entwickelt.

Reallabore: Erfolgsmodell made in BW

Das Wissenschaftsministerium bringt diese neuartigen Konzepte der Forschung voran: In Baden-Württemberg werden seit 2015 insgesamt 14 Reallabor-Vorhaben mit rund 18 Millionen Euro gefördert, was in dieser Weise weltweit einmalig ist. Ob klimaverträgliches Wohnen, neue Formen der Mobilitätskultur, demografischer Wandel, Stadt- oder Regionalentwicklung – Reallabore machen das Leben zum wissenschaftlichen Experimentierfeld. Gesellschaft und Wissenschaft arbeiten hier zusammen und erproben zukunftsfähige und nachhaltige Lösungen, das ist Idee und Erfolgsrezept zugleich. In Reallaboren werden Praktiker aus Kommunen, Sozial- und Umweltverbänden und Unternehmen von Anfang an in den Forschungsprozess einbezogen. „Reallabore made in BW sind zu einem Erfolgsmodell geworden“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.

Reallabor WiNo: Win-win-Situation für Wissenschaft und Gesellschaft

Im Fokus des Besuchs der Ministerin standen die aktuell in der zweiten WiNo-Projektphase bearbeiteten zwei Themenbereiche waldbasierter Gesundheitstourismus und nachhaltige Regionalentwicklung. Zentral für beide Bereiche war und ist die enge Verknüpfung von Forschung, Praxis und Lehre. Praxisakteure schlagen dabei Themen für studentische Projektarbeiten vor und begleiten die Studierenden als Paten während der Projektbearbeitung. Die Studierenden diskutieren ihre Ideen abschließend in einer öffentlichen Veranstaltung in der Nationalparkregion mit Praxisakteuren und Öffentlichkeit. „So gewinnen beide Seiten: Praxisakteure erhalten kreativen Input von jungen Leuten und diese haben die Chance, an ganz praktischen Themen mitzuwirken, die sogar eine realistische Chance auf eine Umsetzung haben“, so Projektleiterin Prof. Dr. Barbara Koch von der Universität Freiburg. Über den Projektzeitraum werden ausgewählte Ideen bis hin zur Umsetzungsreife weitergeführt.

Die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und der Region wird durch eine im Rahmen der Reallaborförderung finanzierte Anlaufstelle für regionale Akteure und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt. Hierfür wird derzeit eine Teilzeitstelle beim Verein Nationalparkregion e.V. eingerichtet.

Neue Ideen für Nutzung der Heuhütten im Murgtal

Exemplarisch wurden beim Besuch der Ministerin einzelne Projekte von Studierenden, Lehrkräften und Praxispaten vorgestellt. So erarbeitete eine Gruppe an der Hochschule Rottenburg Konzepte für die Erhaltung der landschaftsprägenden Heuhütten im Murgtal. Ein historischer Lehrpfad könnte zukünftig die Geschichte der Heuhütten erzählen, einzelne Heuhütten könnten als Übernachtungsgelegenheit angeboten werden. Überlegt wird auch, Heuhütten in soziale Projekte einzubinden oder Landschaftspflege mit Bewegungsanreizen für Büroangestellte zu koppeln.
Von Seiten der Universität Freiburg präsentierte eine studentische Gruppe ihre Vorschläge zur Frage, wie grundlegende Werte, die der Nationalpark vertritt, in die Kommunalpolitik einfließen können. Diese Aufgabe haben die Mitarbeitenden des Nationalparks den Studierenden gestellt.

Wissensdialog Nordschwarzwald- Ein Reallabor-Projekt (WiNo)

Die Gründung des Nationalparks Schwarzwald am 1. Januar 2014 war ein bedeutendes Ereignis für ganz Baden-Württemberg und besonders die Region Nordschwarzwald. WiNo startete als Forschungsprojekt mit den beiden Kernfragen: „Wie lassen sich die Chancen nutzen, die der Nationalpark für die nachhaltige Entwicklung der ganzen Region bietet?“; „Was können wir aus den im Nationalparkgebiet stattfindenden ökologischen Prozessen lernen?“

Als Forschungspartner am Reallabor beteiligt ist die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Die Verwaltungen des Nationalparks Schwarzwald und des Naturparks Schwarzwald Mitte-Nord sind als feste Kooperationspartner im Projekt. Seit 2018 verstärkt der Verein der Nationalparkregion e.V. das WiNo-Team als Praxispartner vor Ort. In der ersten Förderperiode wirkten zudem das Öko-Institut e.V. und die EVOCO GmbH mit.

Wissensdialog Nordschwarzwald

Förderung von Reallaboren – Idee aus BW

Das Wissenschaftsministerium treibt die Einrichtung von Reallaboren seit 2015 mit zwei Förderlinien voran. In der ersten Förderlinie „Reallabore - BaWü-Labs“ wurden sieben Reallabore mit rund 10 Millionen Euro gefördert. In der zweiten Förderlinie „Reallabor Stadt“ stellt das Wissenschaftsministerium für weitere sieben Forschungsprojekte, die zukunftsfähige Lösungen für Ballungsräume erproben, insgesamt rund 8 Millionen Euro bereit. Die Projekte sind auf 3 Jahre angelegt; einige Projekte der ersten Runde haben eine Anschlussfinanzierung bekommen.

Mit den Förderprogrammen greift die Landesregierung das Konzept Reallabore als zentrales und innovatives Instrument der Nachhaltigkeitsstrategie für Baden-Württemberg auf. Grundlage sind im Sommer 2013 von der Expertenkommission „Wissenschaft für Nachhaltigkeit“ vorgelegte Empfehlungen, in deren Zentrum die Idee von Reallaboren steht, also einer strukturierten Kooperation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zur wissenschaftlichen Bearbeitung von Fragen der Nachhaltigkeit.

Wissenschaftsministerium: Reallabore

Übersicht über die 14 Reallabore

1. Förderlinie: „Reallabore, BaWü-Labs, für eine Forschung für Nachhaltigkeit in Baden-Württemberg“

Wissensdialog Nordschwarzwald – Ein Reallabor Projekt (WiNo)
Projektkoordination:  Universität Freiburg

Reallabor 131: KIT findet Stadt
Projektkoordination: KIT Karlsruhe

Future City Lab-Stuttgart – Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur
Projektkoordination: Universität Stuttgart

Nachhaltige Transformation der Textilwirtschaft am Standort Dietenheim
Projektkoordination: Universität Ulm/Hochschule Reutlingen

Urban office – Nachhaltige Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft
Projektkoordination:  Universität Heidelberg

EnSign Reallabor – Klimaneutrale Hochschule als Partner der Region
Projektkoordination: Hochschule für Technik Stuttgart

Space Sharing – Nutzungsintensivierung des Gebäudebestands durch Mehrfachnutzung
Projektkoordination: Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart

2. Förderlinie: „Reallabore Stadt“

GO Karlsruhe
Projektkoordination: Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft

Reallabor Stadt:quartiere 4.0 – frühzeitige gestaltende Bürgerbeteiligung für eine nachhaltige Entwicklung in Baden-Württemberg
Projektkoordination: Universität Stuttgart

Asylsuchende in der Rhein-Neckar-Region – Sprachkompetenz, Beschäftigungsfähigkeit und sozialer Anschluss
Projektkoordination:  Pädagogische Hochschule Heidelberg

STADT-RAUM-BILDUNG – Reallabor für die nachhaltige Planung von Bildungslandschaften und die Integration von Aus- und Umbauten von Schulgebäuden
Projektkoordination: SRH Hochschule Heidelberg

Energielabor Tübingen – Potenziale, Partizipation, Perspektiven
Projektkoordination: Universität Tübingen

Reallabor Schorndorf – Zukunftsweisender ÖV. Bürgerorientierte Optimierung der Leistungsfähigkeit, Effizienz und Attraktivität im Nahverkehr
Projektkoordination: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

BUGA:log – Logistische Nahversorgung im urbanen Raum mit automatisierten Transporteinheiten im Rahmen der Bundesgartenschau 2019 mit Quartiers- und Stadtteilentwicklung „Neckarbogen“
Projektkoordination: Hochschule Heilbronn

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