Eine Delegation aus Baden-Württemberg hat in den Niederlanden wertvolle Eindrücke für den Ausbau von Radschnellwegen gesammelt. Staatssekretärin Elke Zimmer tauschte sich mit niederländischen Radverkehrsexperten aus.
Die Delegation von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus Baden-Württemberg hat zum Ende einer zweitägigen Exkursion zum Thema Radschnellwege die gut ausgebaute Radinfrastruktur in den niederländischen Städten Utrecht und Houten erkundet.
In den Niederlanden hat der Radverkehr in der Verkehrsplanung schon lange einen hohen Stellenwert. Hauptradrouten und Langstrecken haben gegenüber dem Kraftfahrzeug(Kfz-)verkehr Vorrang. Auch anhand der Platzverteilung ist die Priorisierung des Radverkehrs deutlich zu erkennen. Nach der Begrüßung in Utrecht durch die Bürgermeisterin, Lot van Hooijdonck, hat die Delegation zunächst das größte Fahrrad-Parkhaus der Welt besucht. Am Utrechter Bahnhof haben auf über 17.000 Quadratmetern insgesamt 12.500 Räder Platz. Das Gebäude ist rund um die Uhr geöffnet und wird bewacht. Es gibt Servicestellen für Reparaturen und es stehen 1.000 Leihräder bereit. „Das ist im Verhältnis zu unseren Fahrrad-Abstellmöglichkeiten natürlich eine gänzlich andere Dimension. Von unseren Nachbarinnen und Nachbarn können wir viel lernen, deswegen sind wir heute hier“, zeigt sich Staatssekretärin Elke Zimmer, beeindruckt.
Erkenntnisse für den Ausbau der Radinfrastruktur in Baden-Württemberg
Im Anschluss ging es für die Delegation über den Radschnellweg (niederländisch: fietssnelweg) nach Houten mit einer besonders fahrradfreundlichen und autoarmen Innenstadt. An Kreuzungen zwischen Fahrradstraßen/-wegen und Autostraßen haben Fahrräder immer Vorrang und es gilt darüber hinaus ein generelles Tempo-30-Limit. Damit ist das Fahrrad in Houten im Vergleich zum Kfz-Verkehr das schnellere Verkehrsmittel und für viele Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt die erste Wahl. „Houten hatte damals die Möglichkeit, die Stadt vom Reißbrett aus zu konzipieren. Dennoch können wir für den Ausbau der Radinfrastruktur in Baden-Württemberg einiges lernen, zum Beispiel in Neubaugebieten das Fahrrad mit dem Auto gleichzusetzen und die Radinfrastruktur entsprechend von vornherein mitzudenken“, unterstrich die Staatssekretärin.
In Houten endet die zweitägige Exkursion, die zum Ziel hatte, den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg einen persönlichen Eindruck von bestehenden Radschnellwegen zu vermitteln und den Austausch mit Expertinnen und Experten vor Ort zu ermöglichen. „Ich bin sehr zufrieden mit unserer Reise. Wir nehmen viele Einblicke und Impulse mit. Das wird uns helfen, die Radschnellwegprojekte im Land gemeinsam weiter zügig voranzutreiben”, resümiert Elke Zimmer. „Mit der Freigabe des Demonstrationsteilstücks des RS 4 zwischen Reichenbach und Ebersbach setzt das Land Baden-Württemberg in der nächsten Woche seinen landesweiten Bau von Radschnellwegen fort. So kann das Radschnellweg-Feeling bald nicht nur im Ruhrgebiet und in den Niederlanden, sondern auch im Filstal von Bürgerinnen und Bürgern erlebt werden.“
Radschnellwege in Baden-Württemberg
Radschnellwege bieten Radfahrerinnen und Radfahrern eine attraktive Möglichkeit, längere Strecken zügig und sicher mit dem Fahrrad zurückzulegen. Die leistungsfähige Radinfrastruktur führt den Radverkehr möglichst kreuzungsfrei und getrennt von anderen Verkehrsmitteln. Damit sind die Routen besonders für Pendlerinnen und Pendler attraktiv. Das Land Baden-Württemberg fördert lokale Machbarkeitsstudien für Radschnellwege und plant drei Pilotstrecken. In der RadSTRATEGIE Baden-Württemberg (PDF) ist festgelegt, Radschnellwege als wirksames Instrument der Radverkehrsförderung und als Leuchtturmprojekte mit hoher Signalwirkung besonders zu fördern und zügig zu realisieren. Im Mai 2019 wurde der erste Radschnellweg in Baden-Württemberg auf dem Abschnitt Böblingen/Sindelfingen und Stuttgart fertiggestellt. Der zweite Abschnitt zwischen Böblingen und Ehningen wurde im Mai 2020 eingeweiht. Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 20 Radschnellwegen realisiert werden.
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