Auf der Abschlussveranstaltung des Ideenwettbewerbs „Strategien gegen Armut“ haben die Gewinner ihre Projekte präsentiert. Diese richten sich hauptsächlich an Familien und Kinder sowie Alleinerziehende. Das Land hat für den Wettbewerb mehr als 300.000 Euro zur Verfügung gestellt. Gute Ideen, für die Geld zur Umsetzung fehlt, sollen dadurch eine Chance bekommen.
„Armut ist auch in einem reichen Land wie Baden-Württemberg immer noch ein Thema“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha bei der Veranstaltung im Hospitalhof in Stuttgart. Im Alltag sei Armut in vielen Bereichen allgegenwärtig, wenn auch nicht immer auf den ersten Blick sichtbar. Wer an unserer Überflussgesellschaft nicht teilhaben könne, dem seien viele Wege versperrt, so Minister Lucha: „Bildung, Arbeit, Gesundheit, Freizeit, Armut ist vor allem auch ein Mangel an Verwirklichungschancen, das ist ein großes gesellschaftliches Problem. Wer arm ist, wird ausgegrenzt. Und wer arm ist, wird öfter krank und stirbt meist früher.“
Wettbewerb „Strategie gegen Armut“
Entstanden sei die Idee des Wettbewerbs „Strategie gegen Armut“ aus dem ersten Armuts- und Reichtumsbericht des Landes, der im Jahr 2015 erschienen ist. Dieser habe zuverlässige Daten geliefert und Wege aus der Armut aufgezeigt. Die Daten würden nun laufend aktualisiert. „Dadurch können wir schneller auf Fehlentwicklungen reagieren“, so der Minister.
Die nun von einer Jury ausgewählten Projekte kommen hauptsächlich Familien und Kindern sowie Alleinerziehenden zugute. Weitere Projekte betreffen die Bereiche Schuldnerberatung, Wohnungslosigkeit, Altersarmut und Arbeitslosigkeit. Gefördert werden Initiativen in den Kreisen Rems-Murr, Ulm (2), Freiburg (2), Esslingen, Stuttgart (2), Heidelberg, Ortenaukreis, Sigmaringen, Tübingen, Reutlingen und Ravensburg.
Soziale Ungerechtigkeit und der Mangel an Teilhabe gefährden laut Lucha den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Das darf nicht sein und das müssen wir ändern. Genauso vielfältig wie die Ursachen sein können, so vielfältig müssen auch die Maßnahmen gegen Armut sein. Eine davon war unser Ideenwettbewerb Strategien gegen Armut“, sagte der Minister. Gute Ideen, die vielleicht schon lange in der Schublade schlummerten, für die aber das Geld zur Umsetzung fehlt, sollten eine Chance bekommen. Das Land hat für den Wettbewerb mehr als 300.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Definition von Armutsgefährdung
Als armutsgefährdet gilt – entsprechend dem EU-Standard – wer über weniger als 60 Prozent des medianen Nettoäquivalenzeinkommens der Bevölkerung (in Privathaushalten) verfügt. Der theoretische Gedanke dahinter ist, dass unterhalb von diesem Schwellenwert die Menschen über so geringe monetäre Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Land oder in der Region, in dem beziehungsweise der sie leben, als Minimum annehmbar ist. Damit ist eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nur noch sehr eingeschränkt möglich. Das heißt, die Einkommensverhältnisse des Einzelnen werden immer im Vergleich zum Wohlstand der jeweiligen Bevölkerung betrachtet.
Diese Definition von Armutsgefährdung wurde von der EU-Kommission entwickelt und wird auch in der amtlichen Sozialberichterstattung des Bundes und der Länder verwendet. Die Armutsgefährdungsquote erlaubt allerdings keine Aussagen über den Grad der individuellen Bedürftigkeit. Sie wird rein vom Einkommen abgeleitet. Andere Ressourcen wie Vermögen, Bildung oder Gesundheit bleiben unberücksichtigt.