Nach massiven Beschwerden von Fahrgästen hat das Verkehrsministerium die DB Regio in die Pflicht genommen. Sie sollte Verspätungen und Zugausfälle im Nahverkehr reduzieren. In den vergangenen zweieinhalb Monaten stieg die Pünktlichkeit deutlich an, während die Zugausfälle auf ein Drittel zurückgingen.
Immer mehr Menschen nutzen öffentliche Verkehrsmittel, um zur Arbeit oder in die Schule zu kommen. Wie das Statistische Bundesamt aktuell meldet, stieg 2016 die Zahl der Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Deutschland um 1,5 Prozent auf fast 11,4 Milliarden. Das entspricht 31 Millionen Fahrgästen am Tag.
Pendler mit guter Qualität überzeugen
Umso ärgerlicher, wenn die Qualität im Nahverkehr nicht stimmt und Pendlerinnen und Pendler von Verspätungen oder gar Zugausfällen genervt sind. „Schlechte Leistungen beim Schienennahverkehr schaden dem öffentlichen Nahverkehr insgesamt“, stellte Verkehrsminister Winfried Hermann bei der Pressekonferenz zur Verbesserung der Qualität im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Baden-Württemberg fest.
Ab Oktober 2016 mehrten sich die Beschwerden der Kundinnen und Kunden der Bahn über verspätete, ausgefallene oder verschmutzte Züge. „Der Ärger füllte Zeitungsseiten, Mailboxen und meine Facebook-Seite. Verantwortlich für die Misere war die DB Regio als Auftragnehmer und Betreiber“, so Minister Hermann. „Gleichwohl konnte das Land als Besteller der Nahverkehrszüge nicht tatenlos zusehen. Im Interesse eines funktionierenden Nahverkehrs haben wir die DB Regio bei der Behebung der Missstände aktiv unterstützt.“
Trendumkehr ist geschafft
Die Bilanz nach einen halben Jahr Krisenmanagement kann sich sehen lassen. Die Züge fahren wieder pünktlicher und es fallen heute deutlich weniger Züge aus als noch zu Beginn des Jahres. „Wir haben den negativen Trend gestoppt und in einen positiven Trend umgewandelt“, sagte David Weltzien, Vorsitzender der Regionalabteilung der DB Regio AG Baden-Württemberg. „Wir sind aber noch nicht am Ziel und müssen den Trend jetzt nachhaltig stabilisieren.“
Die Pünktlichkeit ist seit Ende Januar von 91,4 Prozent auf 93,1 Prozent gestiegen. Die Zahl der ausgefallenen Zugkilometer ist von 1,4 Prozent auf 0,5 Prozent gesunken. „Unser Ziel ist es, die Zahl der selbstverschuldeten Zugausfälle weiter zu reduzieren. Bundesweit sind wir jetzt im Schnitt aber schon unter den Top 3 Regionen.“ Selbst zu den Hauptverkehrszeiten habe sich die Pünktlichkeit deutlich verbessert, so Weltzien auf Nachfrage.
Problemstrecken brauchen noch weitere Maßnahmen
Es sind aber noch nicht immer alle Probleme gelöst. „Etwa mit der Filstalbahn oder der Frankenbahn gibt es immer noch Problemstrecken, auf die wir uns jetzt besonders konzentrieren müssen“, ergänzte Verkehrsminister Hermann. Für die Filstalbahn kündigte Weltzien drei weitere Maßnahmen an. Ab Mai würden die Abfahrtszeiten von acht morgendlichen Zügen verändert, damit sie sich besser in den Takt einfügen. Im Laufe des Sommers solle ein weiterer Zug zum Einsatz kommen, der Verspätungen abfedern könne. Eine große Fahrplanumstellung könne es erst mit dem Fahrplanwechsel im Dezember geben, da die Fahrtzeiten mit hunderten Busanbindungen und anderen Anschlüssen abgestimmt werden müssten.
Von Seiten des Landes hat Gerhard Schnaitmann als vom Verkehrsminister bestellter Qualitätsbeauftragter der Bahn in den vergangenen zwei Monaten auf die Finger geschaut. „Nerven, nerven, nerven. Druck ausüben und präsent sein“, beschreibt er die eine Seite seiner Aufgabe. So habe er direkte Ansprechpartner bei der DB Regio gehabt. Wenn es klemmte, konnte er so nochmal nachhaken und Problemlösungen anstoßen. Etwa durch die Bereitstellung zusätzlicher Züge oder die Erlaubnis auch mit Nahverkehrstickets Fernverkehrszüge nutzen zu dürfen.
Druck machen und zuhören
Auf der anderen Seite hat Schnaitmann aber auch zugehört. Eine besondere Fahrkarte erlaubte ihm die Mitfahrt bei den Lokomotiv- oder Triebfahrzeugführerinnen und -führern. Das war ein wertvoller Austausch. Die Situation aus Sicht des Personals geschildert zu bekommen, hat geholfen manchen Missstand zu verbessern oder gar zu beheben.
Insgesamt hat die DB Regio 75 Maßnahmen erarbeitet. Mit einer Millioneninvestition hat die Bahn 20 neue, leistungsstärkere und zuverlässigere Lokomotiven der Baureihe 147 beschafft. In Stuttgart steht nun ein Reservezug mit 600 Sitzplätzen permanent zur Verfügung. Seit Mitte Februar hatte er schon über 30 Einsätze. Zusätzliches, teilweise vom Land bezahltes Personal soll die Betriebsabläufe – vor allem das Ein- und Aussteigen – an den Bahnhöfen optimieren.
Standzeiten in den Werkstätten reduziert
Sogenannte „Flying Doctors“ arbeiten als mobile Reparaturteams, die kleinere Störungen an Türen oder Toiletten unterwegs beheben können, ohne dass der Zug in die Werkstatt muss. Die Teams unterstützen zudem die Lokführer bei den morgendlichen Vorbereitungen der Züge – eine Lehre aus den Gesprächen von Schnaitmann mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Außerdem hat die DB Regio die Prozesse in den Werkstätten verbessert, so dass defekte Züge schneller wieder in den Einsatz können.
Mit der neuen App „Streckenagent“ bekommen Fahrgäste proaktiv Störungsmeldungen für ihre gespeicherten Zugverbindungen auf ihr Smartphone. Gleichzeitig gibt die App auch Infos über mögliche Alternativen.
Unter dem Strich lässt sich sagen, dass die DB Regio, das Verkehrsministerium und die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mit tatkräftiger Unterstützung von Herrn Schnaitmann deutliche Verbesserungen erreicht haben. „Bis zur Sommerpause setzen wir unser monatliches Reporting fort. Wir werden die DB Regio auch weiter in die Pflicht nehmen, damit sie auf allen Strecken das leistet wozu sie vertraglich verpflichtet ist“, sagte Minister Hermann.
Pressemitteilung: Züge fahren wieder pünktlicher
Deutsche Bahn: DB Streckenagent Apphttps://www.bahn.de/regional/view/regionen/bayern/freizeit/streckenagent-app.shtml
Quelle:
/red