Die Qualität im Schienenpersonennahverkehr hat sich deutlich verbessert. Das Land konnte viele Störungsursachen analysieren und gemeinsam mit DB Regio beseitigen. Verkehrsminister Hermann setzt sich für dauerhafte Verbesserungen ein.
Die Bilanz nach einem halben Jahr Krisenmanagement kann sich sehen lassen. Die Züge fahren wieder pünktlicher, die Zugausfälle sind zurückgegangen. Das ist das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen von Land und DB Regio, das zeitweise große Chaos im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) abzustellen. Geholfen haben wöchentliche Rapports, zahlreiche Besprechungen und zuletzt ein Qualitätsbeauftragter, der vom Verkehrsminister eingesetzt wurde. Dieses Resümee zogen Verkehrsminister Winfried Hermann, David Weltzien, Chef der DB Regio Baden-Württemberg und der Qualitätsbeauftragte Gerhard Schnaitmann auf einer Landespressekonferenz am 10. April in Stuttgart.
Ziel aller Bemühungen war es, Ursachen der Störungen zu analysieren und zu beseitigen. Das ist weitgehend gelungen. „Ab Oktober 2016, mit dem Beginn der sogenannten Übergangsverträge, gab es massive Kundenproteste wegen drastischer Verspätungen, Zugausfällen sowie verschmutzten und defekten Zügen. Der Ärger füllte Zeitungsseiten, Mailboxen und meine Facebook-Seite. Abgeordnete und Bürgermeister drangen auf Abhilfe. Verantwortlich für die Misere war die DB Regio als Auftragnehmer und Betreiber. Gleichwohl konnte das Land als Besteller der Nahverkehrszüge nicht tatenlos zusehen. Im Interesse eines funktionierenden Nahverkehrs, haben wir die DB bei der Behebung der Missstände aktiv unterstützt“, erklärte Minister Hermann.
Zahl der Zugausfälle halbiert
David Weltzien, Vorsitzender der Regionalleitung der DB Regio AG, Region Baden-Württemberg: „Wir haben in den vergangenen Wochen durch die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen und mit der Unterstützung des Landes eine Verbesserung der Lage erreicht. Die Zahl der Zugausfälle konnten wir halbieren, bei der Pünktlichkeit haben wir mit deutlich über 90 Prozent in Baden-Württemberg Vertragsniveau erreicht. Gleichwohl gibt es auf einigen Strecken weiterhin deutliche Probleme im Regionalverkehr, und wir arbeiten weiter mit Hochdruck daran, diese zu beheben.“
Als Sonderbeauftragter ist der frühere Mitarbeiter der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), Gerhard Schnaitmann, seit Februar gezielt den Ursachen der Mängel im SPNV nachgegangen. Minister Hermann dazu: „Der Sonderbeauftragte hatte den Auftrag, sich insbesondere um die Problemstrecken zu kümmern. Er hatte direkten Zugang zu den zuständigen Teilnetzmanagern und Verantwortlichen der DB Regio. Ich danke Herrn Schnaitmann für seinen fachkundigen und konstruktiven Einsatz.“ Schnaitmann erklärte: „Dem einzelnen Fahrgast nützt die Statistik nichts, wenn sein Zug ausfällt oder spürbar verspätet ist. Den Beschluss des Landtages, das wegen Schlechtleistung rückfließende Geld im SPNV System zu belassen, begrüße ich sehr. Man kann so schnell mit fahrgastorientierten Maßnahmen reagieren." Sein Sondereinsatz endet mit Ostern.
Zudem unterstützt das Land die Bahn durch folgende Maßnahmen:
- Finanzierung von zusätzlichem Begleitpersonal (30 Kundenbetreuer)
- Vereinbarung des losübergreifenden Einsatzes von Fahrzeugen in Mangelsituationen
- Anpassungen bei der Zugbildung, dadurch Reduzierung von störungsanfälligen Kupplungsvorgängen (Bsp.: Im Remstal nicht mehr Konzept mit 3, 4, 5 und 7 Wagen, sondern nur noch 4 und 5)
- Bestellung zusätzlicher Fahrten für eine verbesserte Werkstattanbindung
Konzentration auf Problemstrecken
Nachdem die Qualitätsprobleme, insbesondere die Zugausfälle einen Tiefpunkt zum Jahreswechsel erreicht hatten, hat sich die Situation seither langsam, aber kontinuierlich verbessert. Insgesamt hat sich die Betriebslage stabilisiert. In vielen Landesteilen ist das Qualitätsniveau und die Pünktlichkeit der Züge wieder auf einem akzeptablen Stand. „Auf einzelnen Strecken wie der Franken-, der Filstal, der Rems- und der Bodenseegürtelbahn können wir allerdings noch nicht zufrieden sein. Dort muss die DB Regio noch weiter intensiv an Verbesserungen arbeiten“, sagte Hermann.
David Weltzien: „Jeder Zugausfall ist einer zu viel, das wissen wir, und unser Anspruch ist ein anderer. Wir wollen Qualität liefern und Vertrauen zurückzugewinnen. Mehr als 70 Maßnahmen wurden in den vergangenen Monaten eingeleitet. Unter anderem sorgen seit März mobile Instandhaltungsteams dafür, dass kleinere Reparaturen unterwegs durchgeführt werden, so dass Züge nicht in die Werkstatt müssen. Die 30 zusätzlichen Zugbegleiter unterstützen auf der Frankenbahn beim Einstieg, damit die Stopps an den Bahnhöfen nicht überzogen werden. Außerdem haben wir Millionen Euro in 20 besonders antriebsstarke Loks der Baureihe 147 investiert, die zum pünktlichen Fahren beitragen sollen. Auf der Filstalbahn planen wir zum Beispiel eine Fahrplananpassung zum 2. Mai, um die Verspätungen in der Früh-Hauptverkehrszeit in den Griff zu bekommen.“
Hermann weiter: „Wir haben mit dieser Operation deutliche Verbesserungen erreicht. Bis zur Sommerpause werden wir ein monatliches Reporting fortsetzen. Wir werden die DB Regio auch weiter in die Pflicht nehmen, damit sie auf allen Strecken das leistet, was sie mit der Abgabe ihres Angebots versprochen hat und wozu sie verpflichtet ist: einen stabilen, zuverlässigen, kundenfreundlichen Betrieb. Aufgrund der Schlechtleistungen hat das Land Mittel eingespart und Strafzahlungen kassiert. Diese Mittel setzen wir für dauerhafte Verbesserungen der Betriebsqualität auf der Schiene um. Davon profitieren alle Fahrgäste.“
Quelle:
/red