In Karlsruhe hat Finanzministerin Edith Sitzmann Mitte Dezember die erste Fünf-Euro-Münze der neuen Serie „Klimazonen der Erde“ geprägt. Im Interview hat sie über die Innovationskraft der neuen Polymer-Münze sowie die besondere Rolle der Münzstätten in Baden-Württemberg gesprochen.
Die im April dieses Jahres erstmals präsentierte Fünf-Euro-Münze mit Polymerring wurde mehrfach als „münztechnische Revolution“ und als „Meilenstein in der Entwicklung der Münzprägetechnik“ bezeichnet. Welchen Stellenwert schreiben Sie ihr innerhalb der Münzwelt zu?
Edith Sitzmann: Ich konnte die Prägung einer solchen Fünf-Euro-Münze nun schon zum zweiten Mal erleben und bin beeindruckt, wie viel Know-how in ihr steckt. Sie ist das Ergebnis acht Jahre langer Forschungsarbeiten und ermöglicht eine Fälschungssicherheit, die mit der von Banknoten vergleichbar ist. Das ist für mich eine echte Innovation.
Und diese Begeisterung hege nicht nur ich als „Münzchefin“ von Baden-Württemberg, auch Expertinnen und Experten aus aller Welt teilen diese Meinung: Im Mai dieses Jahres wurde die Polymer-Münze im Rahmen der Mint Directors Conference als weltweit technologisch innovativste Umlaufmünze ausgezeichnet. Das ist die höchste Auszeichnung, die einer Münze zuteil werden kann.
Der gesamte Entstehungsprozess der Fünf-Euro-Münze – von der Erfindung über die Forschungsarbeiten bis hin zur Ausgabe – fand in Deutschland statt. Was bedeutet es Ihnen als langjährige Bewohnerin Baden-Württembergs, dass die Münzstätten Ihres Bundeslandes entscheidend an der Einführung einer solchen Weltneuheit beteiligt sind und sogar ein Patent auf ihre Fügung angemeldet haben?
Sitzmann: Als Finanzministerin von Baden-Württemberg bin ich natürlich stolz, dass wir eine solche Vorreiterrolle im Münzwesen haben. Bereits bei meinem ersten Besuch in der Staatlichen Münze in Stuttgart berichtete mir Münzleiter Dr. Huber voller Begeisterung von der Polymer-Münze. Er war seit Beginn an ihrer Entwicklung beteiligt und ein Mitglied der zuständigen Arbeitsgruppe. Erst durch die enge und effektive Zusammenarbeit in dieser Gruppe war es möglich, ein solch innovatives Produkt zu entwickeln.
Inwiefern ist es Ihnen vor diesem Hintergrund wichtig, dass auch staatliche Traditionsbetriebe wie die Münzstätten stets einen zukunftsorientierten Ansatz verfolgen und die Branche durch Produktinnovationen vorantreiben?
Sitzmann: Das Land Baden-Württemberg zeichnet sich dadurch aus, dass es einerseits Traditionen bewahrt und pflegt, andererseits immer Innovationsgeist zeigt. Das gilt für die Menschen, für unsere Unternehmen und auch für unsere Landesbetriebe. Diesen Einfallsreichtum wollen wir natürlich auch in Zukunft erhalten. Es ist bewundernswert, dass die Münzstätten in Stuttgart und Karlsruhe neben ihrer alltäglichen Arbeit – dem Prägen von Umlaufmünzen – stets an Produkteinführungen arbeiten und somit europaweit eine wichtige Rolle in der Branche einnehmen.
Der Einsatz des Polymers im Rohling der Fünf-Euro-Münze dient nicht nur der Ästhetik, sondern erhöht primär die Fälschungssicherheit der Münze. Wie schätzen Sie die Serientauglichkeit dieser neuartigen Technologie ein? Inwiefern ist sie Ihrer Meinung nach auch für ausländische Nationalbanken interessant?
Sitzmann: Das primäre Ziel, das bei der Entwicklung der Fünf-Euro-Münze verfolgt wurde, war tatsächlich die Sicherheit. Der Polymerring ermöglicht völlig neue Sicherheitskennzeichnungen. Die Verkehrstauglichkeit der Münze wurde schon von verschiedenen Institutionen nachgewiesen, somit ist die Technologie auch für ausländische Banken interessant. Zentralbanken anderer Länder und auch anderer Kontinente haben bereits ihr Interesse bekundet und konkrete Anfragen gestellt.
Die Fünf-Euro-Münze stieß unter Münzsammlern auf Begeisterung. Glauben Sie, dass durch die Entwicklung solch innovativer Produkte auch jüngere Zielgruppen für die Numismatik begeistert werden können?
Sitzmann: Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in Zukunft neue und jüngere Zielgruppen erschließen können. Hierfür ist ein so spannendes Produkt wie die Fünf-Euro-Münze besonders gut geeignet. Ihre ausgeklügelte Technik und ihr ansprechendes Design machen sie für mich zu etwas ganz Besonderem. Mir persönlich gefallen vor allem die verschiedenen Farbnuancen des Polymerrings, je nach Thema und Prägungsort. Diese Abwechslung spricht auch junge Menschen an, da bin ich mir sicher.
Können Sie uns abschließend einen kurzen Ausblick geben, was uns in den nächsten Jahren rund um die Fünf-Euro-Münze erwartet?
Sitzmann: Die erste Ausgabe der Fünf-Euro-Münze „Blauer Planet Erde“ kam unglaublich gut an und war bereits nach kürzester Zeit ausverkauft. Sie hat schon jetzt einen hohen Sammlerwert. Deshalb hat das Bundesfinanzministerium entschieden, eine fünfteilige Anschluss-Serie zum Thema „Klimazonen der Erde“ herauszugeben. Die Serie symbolisiert die Lebensräume unseres Planeten und wie wichtig es ist, diese in Zeiten des Klimawandels zu schützen. Das finde ich auch aus politischer Sicht eine wichtige Aussage.
Den Anfang der Serie macht die „Tropische Zone“ mit rotem Polymerring, die wir heute das erste Mal angeprägt haben. Sie wird ab April 2017 erhältlich sein. Bis zum Jahr 2021 werden dann weitere Ausgaben mit neuen Motiven und anderen Farbtönen erscheinen. Eins ist sicher: Alle Sammlerinnen und Sammler können sich schon jetzt darauf freuen.
Das Gespräch führte Silke Molling / Leitsinn.