Der Bund der Vertriebenen erinnert am „Tag der Heimat 2020“ an den 70. Jahrestag der Verkündung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Die Jubiläumsfeier fand unter Beachtung der geltenden Corona-Auflagen im Beethovensaal der Liederhalle Stuttgart statt.
„Am Tag der Heimat 2020 feiern wir den 70. Jahrestag der Verkündung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Dies ist ein überaus würdiger Anlass, um sich gemeinsam zu erinnern“, sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Wilfried Klenk, bei der Jubiläumsfeier zum Tag der Heimat 2020, welche unter Beachtung der geltenden Corona-Auflagen im Beethovensaal der Liederhalle Stuttgart stattfand.
Drei wichtige Jubiläen in diesem Jahr
Staatssekretär Wilfried Klenk setzte in seiner Würdigung die Charta der deutschen Heimatvertriebenen mit zwei weiteren Jubiläen in diesem Jahr in Beziehung, mit der 75. Wiederkehr des Kriegsendes in Deutschland und mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, die sich in diesem Jahr zum dreißigsten Mal jährt.
„Deutschland wurde durch das Kriegsende am 8. Mai 1945 von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft befreit. Daher sprechen wir aus gutem Grund von einem ‚Tag der Befreiung‘. Freilich regt die Erinnerung an diesen Tag auch zur Besinnung, zum Nachdenken an: Wer auf die vielen, so unterschiedlichen Schicksale zurückblickt, die mit diesem Datum verbunden sind, dem wird es schwer ums Herz. Gerade für die Deutschen in den östlichen Reichsteilen und in den Siedlungsgebieten im östlichen Europa hielt das Kriegsende furchtbare Leidenserfahrungen bereit, etwa die Schrecken der Flüchtlingstrecks, der Vertreibungen und der Verschleppungen in Arbeits- und Vernichtungslager, die jahrzehntelange Unterdrückung in den Diktaturen, die im östlichen Europa auf den Krieg folgten, und der Schmerz des Heimatverlustes“, erklärte der Staatssekretär.
Verzicht auf Rache und Vergeltung
„So wie das Kriegsende am Anfang der Teilung unseres Vaterlandes stand, so war der Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Bundesrepublik vor 30 Jahren das Gegenstück dazu: der entscheidende rechtliche Schritt zum Wiederzusammenwachsen Deutschlands – ein seltener, reiner Freudentag in der Geschichte unseres Volkes“, so Staatssekretär Wilfried Klenk weiter.
„Unter den diesjährigen Jubiläen ist der 5. August 1950 der geschichtliche Wendepunkt, der den 8. Mai 1945 mit dem 3. Oktober 1990 verbindet“, erklärte Staatssekretär Wilfried Klenk: „In der Charta der deutschen Heimatvertriebenen stand nicht die Forderung nach staatlichen Leistungen an erster Stelle, sondern das Versprechen, ‚durch harte, unermüdliche Arbeit‘ am Wiederaufbau Deutschlands und Europas mitzuwirken. Und die Heimatvertriebenen hielten Wort. Sie legten Hand an beim Wiederaufbau – in wirtschaftlicher wie auch in politischer Hinsicht. So wurde Baden-Württemberg, so wurde Westdeutschland mit dem großen Engagement der deutschen Heimatvertriebenen ein wohlhabendes, ein friedfertiges und ein soziales Gemeinwesen, das auch bei den Deutschen in der DDR und weit darüber hinaus eine hohe Wertschätzung genoss. Und mit dem in der Charta der deutschen Heimatvertriebenen explizit verkündeten Verzicht auf Rache und Vergeltung machten sich die Heimatvertriebenen auf den Weg der Verständigung und der gemeinsamen Aussöhnung mit unseren europäischen Nachbarn. Dies war ein wichtiger Beitrag dazu, dass in Mittel- und Osteuropa die historischen Ängste vor den Deutschen schwanden. So haben die deutschen Heimatvertriebenen mit ihrer Charta den Boden für den Beitritt der DDR, für die Wiedervereinigung Deutschlands mit bereitet.“
Charta prägt die Geschichte unseres Landes bis heute
„Dieses Signal der Heimatvertriebenen damals, aus diesem Kreislauf der Gewalt aussteigen zu wollen, prägt die Geschichte unseres Landes bis heute, und wir haben allen Grund, für diese Entwicklung in unserem Vaterland in den letzten Jahrzehnten dankbar und auf den historischen Wendepunkt am 5. August 1950 stolz zu sein. Stolz und dankbar auf die Charta der deutschen Heimatvertriebenen und auf das, was daraus Fruchtbares für uns alle erwachsen ist“, sagte Staatssekretär Wilfried Klenk abschließend.