Land und Regionen wollen untersuchen, welche Ausbaumaßnahmen erforderlich sind, um den Schienenpersonenverkehr auf der Murrbahn von Stuttgart über Schwäbisch Hall nach Crailsheim und auf der Remsbahn von Stuttgart über Aalen bis Crailsheim im Rahmen eines Gesamtkonzepts zu beschleunigen.
Für die Aufwertung des Schienenkorridors Stuttgart-Nürnberg soll sowohl der Ausbau der Murrbahn von Stuttgart über Schwäbisch Hall nach Crailsheim wie auch der Remsbahn von Stuttgart über Aalen bis Crailsheim vertieft untersucht werden. Darauf verständigten sich Vertreter des Verkehrsministeriums, beider Regionen, der regionalen Wirtschaft sowie der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter und ein Vertreter des grünen Landtagsabgeordneten Martin Grath. Mit der Untersuchung soll geklärt werden, welche Ausbaumaßnahmen erforderlich sind, um den Schienenpersonenverkehr auf beiden Strecken im Rahmen eines Gesamtkonzepts zu beschleunigen. Bereits im Februar 2019 sollen die Inhalte der Untersuchung einvernehmlich festgelegt werden. Sie soll gemeinsam vom Land und den drei betroffenen Landkreisen Rems-Murr, Ostalb und Schwäbisch Hall finanziert werden.
Der Amtschef des Ministeriums, Prof. Uwe Lahl, sagte: „Für das Land ist der Ausbau der Schienenachse Stuttgart-Nürnberg von großer Bedeutung. So soll der östliche Landesteil besser an den Fernverkehrsknoten Nürnberg angeschlossen werden. Gleichzeitig brauchen wir einen Ausbau des Nahverkehrs mit dem Ziel Großraum Stuttgart. Dazu ist ein Gesamtkonzept nötig, das beide Strecken berücksichtigt.“
Verbindung von Stuttgart über Nürnberg nach Berlin ohne lange Umsteigezeiten ermöglichen
Für die Interessensgemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg sagte der Landrat des Ostalbkreises, Klaus Pavel: „Großes Ziel muss es sein, die schnelle Verbindung von Stuttgart über Nürnberg nach Berlin ohne lange Umsteigezeiten zu ermöglichen. Das Gutachten wird dafür die richtigen Schritte aufzeigen und dabei beide Strecken untersuchen.“
Für die regionale Wirtschaft erklärte die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handeslkammer (IHK) Ostwürttemberg, Michaela Eberle: „Für unsere prosperierende Wirtschaftsregion sind die schnellen Verkehrsverbindungen auch auf der Schiene von enormer Wichtigkeit. Dies gilt nicht zuletzt für die Fachkräfte in den Unternehmen, die zu Zehntausenden täglich unterwegs sind.“
Der Aalener Oberbürgermeister Thilo Rentschler sagte: „Durch die jetzt vereinbarte Vorgehensweise wird sichergestellt, dass die Interessen der Einwohner in der gesamten Raumschaft für die Entscheidungsfindung des Bundes transportiert werden.“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Aalen-Heidenheim, Roderich Kiesewetter, nimmt zwei wichtige Botschaften aus dem Treffen mit: „Erstens: Die Region wird nicht abgehängt, sondern besser angebunden. Das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) des Bundes bietet viel mehr Gestaltungsspielraum als der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) Zweitens: Die Arbeitsgruppe hat sich auch darauf verständigt, die Brenzbahn und damit die Raumschaft Heidenheim/Ulm einzubeziehen.“
Nur Murrbahn im vordringlichen Bedarf des BVWP
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hatte Anfang November 2018 Schienenprojekte vorgestellt, die im Bundesverkehrswegeplan 2030 aus der Kategorie „Potenzieller Bedarf” in den „Vordringlichen Bedarf“ aufgestiegen sind. Hierzu gehörte unter anderem der Ausbau der Murrbahn, aber leider nicht der Ausbau der Remsbahn. Daraufhin hatte das Landesverkehrsministerium auf Anregung des CDU-Landtagsabgeordneten Winfried Mack zu dem Treffen mit den regionalen Akteuren eingeladen.
Derzeit fährt auf der Remsbahn neben den stündlichen Regionalexpresszügen, die in der Hauptverkehrszeit auf einen Halbstundentakt verdichtet werden, die Intercitylinie im Zweistundentakt. Von Mitte 2019 an verkehren auf der Remsbahn werktags halbstündlich Nahverkehrszüge von Stuttgart bis Aalen. Zusätzlich wird es stündliche Expressverbindungen geben, wobei sich der zweistündliche Intercity Stuttgart-Nürnberg und ein neu eingeführter Expresszug des Landes von Stuttgart bis Aalen abwechseln.
Die Gesprächsteilnehmer zeigten sich auch mit dem Gutachtervorschlag des Bundes unzufrieden, weil darin die Gesamtfahrzeit der IC-Linie Stuttgart-Aalen-Nürnberg bei zwei Stunden und zwölf Minuten festgeschrieben sei. Heute liegt die Gesamtfahrzeit bei zwei Stunden und elf Minuten. In Konsequenz würde damit der Intercity-Express (ICE) in Nürnberg zu Minute 28 um genau eine Minute verpasst werden. Deshalb ist der Ausbau des Schienenkorridors dringend notwendig, um die Verbindung zu beschleunigen.