Der Zehn-Punkte-Aktionsplan der DB Regio zur Verbesserung der Qualität des Nahverkehrs zeigt Wirkung. Vielerorts fahren Züge wieder pünktlicher und zuverlässiger. Gleichzeitig bleiben einige kritische Linien im Fokus der Anstrengungen.
Sechs Monate nach Inkrafttreten eines Zehn-Punkte-Aktionsplans zur Verbesserung der Qualität des Nahverkehrs haben das Land Baden-Württemberg und DB Regio eine erste Zwischenbilanz gezogen. Vielerorts wurden demnach deutliche Fortschritte erzielt, fahren Züge wieder pünktlicher und zuverlässiger. Gleichzeitig bleiben einige kritische Linien wie zum Beispiel die Franken-, Bodenseegürtel- und Filstalbahn im Fokus der Anstrengungen.
„Wir sind insgesamt besser geworden, aber wir sind immer noch nicht da, wo wir sein wollen. Deswegen setzen wir den Aktionsplan 2018 fort und lassen in unserem Engagement für eine gute Leistung für alle Fahrgäste auf keinen Fall nach“, sagt Dr. Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG.
„Weiterhin erhalten wir viele Beschwerden über die mangelnde Qualität auf einigen Strecken, gleichwohl haben wir auf anderen Strecken Verbesserungen erzielt. Neuralgische Punkte wie die Bereitstellung von genügend Wagen und Personal führen immer noch zu Unpünktlichkeit, zu kurzen Zügen bis hin zu Ausfällen im regionalen Schienenverkehr. Im Sinne der Fahrgäste fordere ich dauerhaft spürbare Verbesserungen“, so Verkehrsminister Winfried Hermann nach einem Gespräch mit dem DB Regio Vorstand. Hermann weiter: „Um sich ein Bild von der Lage der Pendlerinnen und Pendler zu machen, habe ich die DB Regio Spitze, Herrn Sandvoß, Herrn Hantel und Herrn Weltzien, zu gemeinsamen Fahrten auf den Problemstrecken aufgefordert. Die Fahrten werden in den kommenden Wochen stattfinden.“
Bilanz Aktionsplan für den Nahverkehr 2017
Die Erfüllungsquote (Zahl der bestellten und gefahrenen Züge) lag im Jahr 2017 bei 98,9 Prozent. Die Quote der eigenverschuldeten Zugausfälle (bezogen auf Kilometer) lag dabei bei 0,7 Prozent. Die Zahl der Komfortstörungen wie defekte Türen, Beleuchtung oder Toiletten nahm im zweiten Halbjahr im Vergleich zum ersten Halbjahr um rund ein Drittel ab.
Auf der von Problemen besonders betroffenen Frankenbahn hat sich die Pünktlichkeit im vierten Quartal 2017 gegenüber Vorjahr spürbar, aber noch nicht ausreichend verbessert. Die Quote der Zugausfälle ging leicht zurück.
Auf der bereits stark ausgelasteten Filstalbahn hat DB Regio zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt und den Fahrplan angepasst, so dass deutlich mehr Züge pünktlich ihr Ziel erreichen konnten. Aber auch hier sind weitere Anstrengungen erforderlich.
Um die Qualität zu stabilisieren, wurden unter anderem Fahrzeuge und Personale von DB Regio aus anderen Bundesländern eingesetzt; so arbeiten derzeit über 30 Lokführer aus anderen Regionen in Baden-Württemberg, zudem werden Züge auch in Werkstätten anderer Regionen repariert und instandgehalten.
2017 führte DB Regio für Pendler auf besonders betroffenen Strecken Entschädigungsaktionen mit einer Gesamtsumme von rund 1,8 Millionen Euro durch, von der mehr als 14.000 Fahrgäste profitierten. Zudem konnten Fahrgäste des Nahverkehrs bei Ausfall ihrer Züge auf Strecken, auf denen parallel auch der Fernverkehr fährt, diesen häufig ohne Zuzahlung nutzen.
Aktionsplan 2018
Das Ministerium für Verkehr und DB Regio arbeiten derzeit gemeinsam an Verbesserungen für die Fahrgäste auf der Bodenseegürtelbahn. Details hierzu werden am 30. Januar Vertretern der Region vorgestellt.
Beispiel Frankenbahn: „Zwar hat sich die Pünktlichkeit verbessert und die Zahl der Zugausfälle ist gesunken, sagt Dr. Jörg Sandvoß, „aber klar ist auch – jeder Zug, der ausfällt, ist einer zu viel. Wir drehen dort noch einmal jeden Stein um, um die Lage zu stabilisieren.“ Das gilt auch für die Pünktlichkeit im Filstal. Dazu arbeiten Vertreter verschiedener DB-Geschäftsfelder weiterhin eng zusammen.
Beschlossen ist bereits der Aufbau eines Flexi-Teams – Triebfahrzeugführer, die je nach Bedarf an verschiedenen Einsatzstellen unterstützen. Wenn ab März die Höllentalbahn für neun Monate komplett gesperrt ist, können zum Beispiel knapp zwei Dutzend Lokführer an anderer Stelle eingesetzt werden, einige ausschließlich auf der Frankenbahn. Die Westfrankenbahn übernimmt zudem Leistungen von Heilbronn aus. Parallel läuft die Rekrutierungskampagne für Triebfahrzeugführer weiterhin auf Hochtouren. Ziel ist es, dass 2018 mehr als 120 Lokführer ihre Ausbildung abschließen und dann in Baden-Württemberg unterwegs sein werden.
Der bereits laufende Einsatz von 30 zusätzlichen Kräften aus anderen Bundesländern soll über die bislang vereinbarten sechs Monate hinaus möglichst verlängert werden.
Um Fahrzeugprobleme schneller in den Griff zu bekommen, setzt DB Regio auf eine verstärkte Spezialisierung in den Werkstätten. Nicht mehr jede Werkstatt soll jede Baureihe reparieren. Ziel ist es, dass sich die großen Werkstätten jeweils nur noch auf einige wenige Baureihen konzentrieren.
In Baden-Württemberg sind aktuell 25 unterschiedliche Loks und Wagentypen auf den Schienen. Nach intensiven Analysen von wiederholt auftretenden technischen Problemen bei bestimmten Fahrzeugtypen werden die Lokführer nun laufend darin geschult, kleine Reparaturen selbst vorzunehmen. Damit soll vermieden werden, dass Wagen bei jeder Störung in die Werkstatt müssen.
Die Werkstatt Ulm hat indes noch einmal technisch aufgerüstet und ist mit einer modernen Maschine zur Radsatzbearbeitung schneller als bisher in der Lage, Radreifen zu reprofilieren. Züge sind schneller wieder im Umlauf.
Zur besseren Fahrgastinformation wurde bereits im März 2017 bundesweit der DB Streckenagent eingeführt; eine App, die Pendler individuell und per Push-Nachricht über Verspätungen, Zugausfälle und Reisealternativen informiert. In Baden-Württemberg wird der Service in den kommenden Wochen und Monaten weiter ausgebaut. 24 Stunden, sieben Tage die Woche, sollen die Bahnkunden Informationen erhalten. Die App erzielte seit ihrer Einführung bereits mehr als 770.000 Downloads.
Quelle:
Deutsche Bahn und Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg