Nahverkehr

8. ÖPNV-Innovationskongress im Zeichen der „Mobilität 4.0“

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Abfahrtinformationen für Busse und Straßenbahnen am Heidelberger Hauptbahnhof (Bild: © RNV).

Mit dem ÖPNV-Innovationspreis würdigt das Land besonders innovative Projekte für einen zukunftsweisenden öffentlichen Nahverkehr. Projekte der diesjährigen Preisträger waren unter anderem WLAN in Bussen und Bahnen, grüne Gleise und Störungsmeldungen über WhatsApp.

Zum Auftakt des 8. ÖPNV-Innovationskongresses hat Verkehrsminister Winfried Hermann am Dienstag, 14. März die Preisträger des diesjährigen ÖPNV-Innovationspreises ausgezeichnet. Mehr als 500 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland werden zu dem dreitägigen Kongress in Freiburg erwartet. 

„Mobilität 4.0“ lautet das übergreifende Thema des 8. ÖPNV-Innovationskongresses. Verkehrsminister Hermann in seiner Eröffnungsrede dazu: „Neue Technologien und Entwicklungen, allen voran die Digitalisierung, erweitern für die Menschen das Spektrum, um von A nach B zu gelangen – und das möglichst nachhaltig. Die Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel entwickelt sich gerade in den Ballungszentren und Metropolen mehr und mehr zu einer Alternative zum eigenen Pkw. Und auch in den ländlichen Regionen sind nachhaltige Lösungen denkbar. Der Nahverkehr spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle und kann von den vielfältigen Chancen profitieren. Gleichzeitig wird er sich auch den Herausforderungen stellen müssen.“ 

Experten aus Wissenschaft und Praxis informieren sich noch bis zum 16. März auf dem Kongress über die aktuellsten Entwicklungen im öffentlichen Nahverkehr und tauschen sich über neue Mobilitätskonzepte aus. Mit der Verleihung des ÖPNV-Innovationspreises zu Beginn der Veranstaltung würdigt das Land besonders innovative Projekte für einen zukunftsweisenden Nahverkehr. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 18.000 Euro teilen sich dieses Jahr vier Preisträger mit zweimal 4.000 und zweimal 5.000 Euro.

Die vier Preisträger des ÖPNV-Innovationspreises

Unter dem Motto „Innovative Ideen für ein zukunftsweisendes öffentliches Verkehrsangebot“ zeichnete Minister Hermann vier Preisträger in drei Kategorien aus. „Wir wollen Baden-Württemberg zu einem Wegbereiter einer modernen, nachhaltigen Mobilität der Zukunft machen“, so Minister Hermann. „Dazu brauchen wir einen attraktiven und leistungsfähigen Nahverkehr. Es gibt viele nachahmenswerte Ideen bei uns im Land und wir werden auf dem ÖPNV-Innovationskongress wieder zahlreiche Anregungen aus dem In- und Ausland erhalten. Wenn wir dies alles zusammenführen, können wir den öffentlichen Nahverkehr als zentrales Element einer nachhaltigen Mobilität entscheidend voranbringen.“ 

Kostenloses WLAN in Bussen und Bahnen in Baden

In der Kategorie Kundennutzen durch Digitalisierung wurde das Kostenlose WLAN-Angebot in den Bussen und Bahnen der SWEG ausgezeichnet. Seit gut einem Jahr kommen Kunden in den Genuss einer leistungsfähigen Internetverbindung. Somit können sie die Fahrzeit besser für sich nutzen, im Internet surfen Mails checken oder die elektronische Tageszeitung lesen. Die Begeisterung für den neuen Service ist groß, wie durchweg positives Feedback zeigt. Vor allem junge Kunden nutzten das Angebot. Die SWEG ist das erste Verkehrsunternehmen in Baden-Württemberg, das WLAN in großem Stil den Fahrgästen zur Verfügung stellt.

Interaktiver Fahrplan und Störungsmeldungen per WhatsApp

Ebenfalls prämiert in der Kategorie Kundennutzen durch Digitalisierung wird das Konzept der Fa. Omnibus Groß aus Rottenburg, für das Projekt Zugangshemmnisse im Nahverkehr durch digitale Anwendungen zu beseitigen. Mit verschiedenen modernen Informationsangeboten möchte das Unternehmen sein Verkehrsangebot noch kundenfreundlicher gestalten: ein interaktiver Fahrplan liefert Informationen zur Fahrt in Echtzeit oder gibt Hinweise zur Ausstattung der Haltestellen. Mit einem WhatsApp Feed wird über Verspätungen oder Streckenstörungen informiert.

Eine in dieser Form bisher einzigartige Auslastungsanzeige, zeigt auf dem Smartphone oder Laptop die Auslastung des Busses in Form eines Balkendiagramm an. Rollstuhlfahrer oder Rollator-Nutzer, Radfahrer oder Eltern mit Kinderwagen können so ihre Busfahrt verlässlich planen und finden Platz im Bus. Die Entwicklungsarbeiten sind nahezu abgeschlossen, sodass die Fahrgäste in Kürze das neue Angebot testen können.

O-Busse ohne Oberleitung

In der Kategorie Elektromobilität wird der Einsatz emissionsfreier Elektro-Hybridbusse im Esslinger Stadtverkehr gewürdigt. Die Stadt Esslingen ist für ihre Oberleitungsbusse bekannt, die eine wichtige Säule des innerstädtischen Nahverkehrsangebotes sind. Jedoch sind neue Leitungstrassen teuer und auch wenig anschaulich. Mit drei eigens für das Unternehmen entwickelten Elektro-Hybridbussen können jetzt auf zwei Linien bisher eingesetzte Dieselbusse ganz beziehungsweise teilweise ersetzt werden.

Ein leistungsstarkes Batterieladekonzept ermöglicht es, die Batterien im Oberleitungsbetrieb aufzuladen. Im Batteriebetrieb können dann bis zu 15 Kilometer gefahren werden. Die elektrisch gefahrenen Linienkilometer konnten dank der neuen Technik um fast 20 Prozent auf rd. 605.000 Kilometer gesteigert werden. Dem stehen Einsparungen beim Dieselverbrauch von rd. 74.000 Litern Diesel bspw. auf der Linie nach Berkheim gegenüber. Und auch der CO2 Ausstoß reduziert sich um 79 Tonnen pro Bus und Jahr. 

Wiese statt Schotter

In der Kategorie Ökologie im Nahverkehr geht der Preis an die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) für das Konzept „Lebensraum Stuttgarter Gleise“ – Höhere Akzeptanz für Bahninfrastruktur durch Mehrwert für Anwohner und Umwelt. In einem hochverdichteten Ballungsraum wie Stuttgart wird es zusehends schwieriger, das Stadtbahnnetz zu erweitern. Die Akzeptanz der Anwohner für Baumaßnahmen sinkt. Optisch gefällige, mit Rasen bepflanzte Gleise, erhöhten in der Vergangenheit die Akzeptanz für solche Baumaßnahmen.

Mit einem gemeinsam mit der Naturschutzbehörde entwickelten Magerwiesengleis definiert das Unternehmen die Gleisbegrünung völlig neu: Ökologisch wertvoll und pflegeleicht. Mit einem neu konzipierten Gleiskörper, der mit einer speziellen Gräsermischung bepflanzt ist, entsteht eine im Sommer regelmäßig austrocknende, aber blütenreiche Magerwiese von hohem ökologischen Wert. Zudem bieten die langen linearen Strukturen der Gleise optimales vernetzungspotenzial für Lebewesen, die selten gewordene Trockenlebensräume benötigen. Obendrein spart die SSB dank der nur sehr langsam wachsenden Pflanzen bei Pflege und Unterhaltung.

Programm des 8. ÖPNV-Innovationskongress

In seinem Leitvortrag „Mobilität der Zukunft – der ÖPNV an der Schwelle zur digitalen Mobilitätsrevolution“ gibt der Mobilitätsforscher Professor Stefan Rammler vom Institut für Transportation Design an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig einen Überblick darüber, wie gerade die Digitalisierung unser Mobilitätsverhalten weiter verändern wird und welchen Einfluss sie zudem auf die Mobilitätsanbieter hat. Die digitale Reorganisation der urbanen Mobilität führe zu einer Vermischung der bislang streng abgegrenzten Branchen: der öffentliche Verkehr würde in Zukunft individueller, der individuelle Verkehr kollektiver werden, so Professor Rammler. 

In insgesamt 20 Workshops verteilt auf die Vortragsreihen Kundenorientierung, Betrieb/Verkehrsplanung, Umwelt/Technologie, Marketing/Tarife und Umweltverbund geben Referentinnen und Referenten aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Niederlanden Antwort zur Digitalisierung im Nahverkehr und suchen den Dialog mit den Teilnehmern. 

In der Schweiz ist das autonome Fahren in der Kleinstadt Sion im Wallis seit Sommer 2016 Realität. Mit seiner Keynote zum Abschluss des Kongresses bietet Daniel Landolf, Leiter des Konzernbereichs PostAuto Schweiz einen Einblick in ein aktuelles Projekt: Das Schweizer Transportunternehmen gehört zu den ersten der Welt, die mit selbstfahrenden Bussen auf öffentlichen Straßen unterwegs sind. Über 25.000 Fahrgäste sind bisher mit einem sogenannten „SmartShuttle“ gefahren. Mit den SmartShuttles will PostAuto die Menschen an Orte bringen, wo sie bisher mit dem öffentlichen Verkehr nicht hinkamen. 

Innovationskongress Baden-Württemberg

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