Das Innenministerium stellt zum Beginn der Motorradsaison einen Fünf-Punkte-Plan für mehr Sicherheit vor: Mit einer Überwachungsoffensive, verstärkter Prävention, kostenlosen Technikchecks, einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit und einer Entschärfung gefährlicher Strecken will das Ministerium die Unfallzahlen senken.
„Die Entwicklung bei den Motorradunfällen im letzten Jahr war dramatisch. Das können und werden wir nicht einfach so hinnehmen. Nach einer intensiven Unfallanalyse haben wir deshalb rechtzeitig zum Beginn der Motorradsaison einen 5-Punkte-Plan zur Bekämpfung von Motorradunfällen aufgelegt: Mit einer Überwachungsoffensive, verstärkter Prävention, kostenlosen Technikchecks, einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit und einer Entschärfung gefährlicher Strecken wollen wir die Unfallzahlen senken“, sagte Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl. In der vergangenen Motorradsaison sind von März bis Oktober 2017 insgesamt 101 Motorradfahrer tödlich verunglückt (104 im gesamten Jahr) – ein Anstieg von über 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2016.
1. Überwachungsoffensive – Raser und Lärm stoppen
Knapp zwei Drittel der getöteten Motorradfahrer haben den Unfall selbst verursacht. Hierbei waren wiederum mehr als zwei Drittel zu schnell unterwegs. „Wir werden angesichts dieser Erkenntnisse noch konsequenter und gezielter gegen Raser vorgehen. Mit unseren Spezialisten und modernster Überwachungstechnik führen wir verstärkt Schwerpunktkontrollen durch. Hier legen wir unser Augenmerk auch auf technische Manipulationen der Auspuffanlagen, um die Lärmproblematik zu bekämpfen“, betonte Thomas Strobl.
2. Prävention „Ü50“ – Gefahrenbewusstsein schaffen
Knapp 42 Prozent der tödlich verunglückten Motorradnutzenden waren älter als 50 Jahre. „Wir möchten gerade diese Altersgruppe in den Fokus nehmen und Bewusstsein für die Gefahren schärfen. Dazu werden wir mit Präventionsteams, bestehend aus Vertretern des TÜV SÜD, des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg und der Polizei, an den Bikertreffs unterwegs sein und die Biker gezielt ansprechen. Im Rahmen unserer Verkehrssicherheitsaktion GIB ACHT IM VERKEHR stellen unsere Partner von der Landesverkehrswacht Baden-Württemberg und vom ADAC in Baden-Württemberg zahlreiche Gutscheine für Fahrsicherheitstrainings zur Verfügung, die bei Präventionsveranstaltungen der regionalen Polizeipräsidien dann an die Bikerinnen und Biker verlost werden“, so der Innenminister.
3. Gutes Equipment – Motorrad und Ausrüstung checken
Ein einwandfreier technischer Zustand des Motorrads und eine gute Sicherheitsausrüstung sind wichtige Faktoren, um Motorradunfälle zu verhindern oder sich im Falle eines Unfalls bestmöglich zu schützen. Deshalb wird der TÜV SÜD bei den Präventionsveranstaltungen kostenlose Technikchecks anbieten. „Dabei wollen wir mit den Bikerinnen und Bikern gezielt zu den Themen Sichtbarkeit, Schutzbekleidung und Verkehrssicherheit des Motorrads ins Gespräch kommen“, so Innenminister Thomas Strobl.
4. Offensive Öffentlichkeitsarbeit – Verkehrsteilnehmer erreichen
„Es ist unser Ziel, mit einer breit angelegten Kommunikation das Risikobewusstsein der Motorradfahrerinnen und -fahrer zu schärfen und damit schwere Unfälle sowie viel Leid bei den Betroffenen und ihren Angehörigen zu vermeiden. Insbesondere zur Unterstützung der persönlichen Gespräche mit den Bikerinnen und Bikern haben wir unter dem Slogan „Echte Männer/Starke Frauen rasen nicht!“ Plakate sowie einen Informationsflyer mit zahlreichen Tipps und Tricks entworfen. Wir wollen bewusst auch die sozialen Netzwerke nutzen, um die Zielgruppe auf verschiedenen Kommunikationskanälen zu erreichen und zu überzeugen“, schloss Innenminister Thomas Strobl.
5. Sicherer Verkehrsraum – Strecken entschärfen
„Im Rahmen von Verkehrsschauen und Unfallkommissionen wird sich die Polizei gemeinsam mit den Straßenverkehrs- und Straßenbaubehörden dafür einsetzen, dass der Verkehrsraum für die Motorradfahrerinnen und -fahrer noch sicherer wird“, erläutert Strobl. Hierbei spielt das Verkehrsministerium eine wichtige Rolle. Verkehrsminister Winfried Hermann betonte: „Mit der Anbringung der von Unterfahrschutzelementen an Schutzplanken und der Ausstattung von Kurven mit Kurvenleittafeln aus Kunststoff werden wir auch 2018 weitere lebensrettende Maßnahmen umsetzen, um zwei Maßnahmen des Verkehrsministeriums exemplarisch zu nennen.
Eine erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit ist immer ein Zusammenspiel vieler Elemente. Das Verkehrssicherheitskonzept des Landes stellt deshalb mit knapp 90 Maßnahmen das übergeordnete Konzept für Baden-Württembergs Verkehrssicherheitsarbeit dar. All diese Maßnahmen dienen unserem gemeinsamen Ziel der Vision Zero, einem Straßenverkehr ohne Getötete und Schwerverletzte.“
Breites Engagement für mehr Verkehrssicherheit
Der ADAC in Baden-Württemberg engagiert sich für die Sicherheit von Motorradfahrern, fördert die Ausstattung der Straßen mit Unterfahrschutz und unterstützt die gezielten Aufklärungsaktionen der Polizei mit Gutscheinen für ein kostenfreies ADAC Motorrad-Fahrsicherheitstraining. Ein Motorrad-Fahrsicherheitstraining ist sowohl für junge Biker als auch für Routiniers von unschätzbarem Wert, um schwierige Situationen mit Sicherheit zu meistern.
Hartfrid Wolff, Präsident der Landesverkehrswacht Baden-Württemberg: „Motorradfahrer sind eine wichtige Zielgruppe in unserer Verkehrssicherheitsarbeit und wir führen jährlich landesweit für rund 5.000 Teilnehmer Motorrad-Fahrsicherheitstrainings durch. Der gestiegenen Anzahl von tödlich verunglückten Motorradfahrern möchten wir deshalb etwas entgegensetzen und bieten landesweit eine große Anzahl von kostenlosen Motorrad-Fahrsicherheitstrainings bei unseren Verkehrswachten an. Sicherheit beginnt mit Einsicht, Übung und Erfahrung – dies können wir anbieten.“
Thomas Emmert, Regionalleiter TÜV-SÜD Baden-Württemberg: „Endlich Frühjahr! Damit die Motorradsaison glücklich verläuft, muss das Thema Sicherheit Ihr ständiger Beifahrer sein. Die Experten von TÜV SÜD sind Ihre Partner für sicheres biken. Informieren Sie sich unter online oder an einem unserer TÜV SÜD Service-Center.“
Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V.: „Eine gute Fahrausbildung bei einer engagierten Motorradfahrschule ist eine wichtige Basis für sicheres Motorradfahren. Aber auch nach der Ausbildung ist es von elementarer Bedeutung, seine Kenntnisse immer wieder aufzufrischen. Dazu bietet sich zum Saisonstart im Frühjahr die Teilnahme an einem von Verbandsfahrschulen angebotenen Motorrad-Fahrsicherheitstraining an. Ebenso hilfreich sind – vor allem nach einer längeren Bike-Pause – einige Auffrischungsstunden bei einem erfahrenen Motorradfahrlehrer.”