Wie kann das Startchancen-Programm (SCP) konkret Lernbedingungen für benachteiligte Kinder und Jugendliche weiter verbessern? Antworten auf diese Frage haben Staatssekretärin Sandra Boser und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Dr. Jens Brandenburg, bei einem Besuch an der Turmschule in Leimen gefunden.
Bildung ist der Türöffner für ein gelungenes Leben
Die ersten 226 Startchancen-Schulen in Baden-Württemberg haben ihre SCP-Arbeit aufgenommen, darunter die Turmschule – eine Grundschule – in Leimen. Sie sind Teil eines Paradigmenwechsels, denn mit dem Startchancen-Programm fließen erstmals Mittel im großen Stil genau dorthin, wo sie am meisten benötigt werden. Mit je etwa 1,3 Milliarden Euro beteiligen sich der Bund und das Land Baden-Württemberg gleich stark an Startchancen BW. Staatssekretärin Sandra Boser sagte: „Es ist essenziell, dass alle jungen Menschen in unserem Land eine Chance erhalten, ihr Potenzial zu entfalten und sich erfolgreich zu bilden. Denn Bildung ist der Türöffner für einen gelungenen Lebensverlauf. Einen Schlüssel dafür bietet die Schulgemeinschaft der Turmschule in Leimen. Dort zählen Stützen und Fördern selbstverständlich zum Leitbild.“
Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg betonte: „Der Zufall der Geburt entscheidet in Deutschland zu sehr über die Startchancen. Deshalb haben Bund und Länder mit dem Startchancen-Programm das größte Bildungsprogramm der deutschen Geschichte aufgelegt. Mit 20 Milliarden Euro in zehn Jahren wollen wir die bildungspolitische Trendwende einleiten. Diese Trendwende beginnt in den deutschlandweit über 2.000 Startchancen-Schulen und gelingt nur mit der Erfahrung, Expertise und dem Engagement der Lehrkräfte. Die Turmschule und die Geschwister-Scholl-Gemeinschaftsschule in Leimen zeigen eindrucksvoll, wie wir gemeinsam bessere Startchancen für Kinder und Jugendliche schaffen.“
Austausch mit der Schulgemeinschaft
Mit der Schulleitung, Lehrkräften, sozialpädagogischen Kräften sowie Schülerinnen und Schülern tauschten sich Staatssekretärin Boser und Staatssekretär Dr. Brandenburg über die Ziele des Startchancen-Programms aus und loteten gemeinsam die Möglichkeiten aus, wie die Schulgemeinschaft diese am besten erreichen kann. Stützen und Fördern lautet ein Motto der Turmschule – an der neu ausgezeichneten Startchancen-Schule kann dieser Schwerpunkt nun noch weiter ausgebaut werden. Beispielsweise durch den Einsatz von multiprofessionellen Teams, die die Schülerinnen und Schüler unterstützen – gezielt und individuell. Sie bekommen zum Beispiel in kleinen Gruppen in oder nach dem Unterricht Förderstunden in Deutsch oder Mathematik, damit sie besser in ihrem eigenen Tempo lernen. „Startchancen BW baut auf bereits vorhandenen Strukturen auf“, so Staatssekretärin Sandra Boser. „Wir haben das Thema Bildungsgerechtigkeit schon lange im Blick und in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen auf den Weg gebracht. Dazu zählt etwa der Einsatz von multiprofessionellen Teams an den Grundschulen. Oder auch die Entwicklung eines Sozialindex, um Ressourcen gezielt an Schulen mit besonderen Herausforderungen geben zu können. Unser neues, umfassendes Konzept ‚SprachFit‘ wird junge Menschen außerdem passgenau bei der Sprachbildung unterstützen. Mit dem Startchancen-Programm kommt nun ordentlich Schubkraft dazu.“
Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg sagte: „Mit dem Startchancen-Programm stellen wir die Schulen in den Mittelpunkt. Wir stärken die Gestaltungsfreiheit der Schulen. Mit einem Chancen-Budget können Schulen eigenverantwortlich innovative Lösungen vor Ort umsetzen. Die Startchancen-Schulen entwickeln Modellcharakter und stoßen nachhaltige Veränderungen an. So werden die Startchancen aller Kinder und Jugendlichen und die Leistungsfähigkeit des Bildungssystems insgesamt verbessert. Denn Startchancen sind nicht nur Bildungschancen – sie sind Lebenschancen.“
Ein Gewinn für die gesamte Schullandschaft
Die Turmschule sowie alle Startchancen BW Schulen (PDF) dienen als Vorbilder und Netzwerkpartner für andere Schulen, sodass die gesamte Schullandschaft in Baden-Württemberg vom Programm profitiert. Alle Beteiligten werden involviert, Schulen, Schulverwaltung und die kommunalen Partner bauen Netzwerke auf und gestalten die Zusammenarbeit aktiv, tauschen Erfahrungen aus und unterstützen, verborgenes Potenzial freizulegen und zu fördern. Das kommt den Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien und am Ende der gesamten Gesellschaft zugute.
Startchancen BW
Startchancen BW unterstützt Kinder und Jugendliche, die aufgrund ihrer Herkunft oder ihres familiären Hintergrunds die Bildungsziele nur schwer erreichen können. Das übergeordnete Ziel dieses wachsenden und sich entwickelnden Programms: Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik verfehlen, soll halbiert werden. Dafür erhalten die Kinder und Jugendlichen einen Schub für den anstehenden Bildungsabschnitt (Einschulung, weiterführende Schule, Ausbildung). Das Startchancen-Programm ist auf zehn Jahre angelegt. 2,6 Milliarden Euro Bundes- und Landesmittel fließen in diesem Zeitraum an die insgesamt 540 SCP-Schulen im Südwesten (60 Prozent in den Primarbereich und 40 Prozent an die weiterführenden Schulen). Das sind jährlich 260 Millionen Euro.
Bei der Schulauswahl zählen unter anderem die Armutsquote und der Migrationshintergrund zu den Kriterien. Grund dafür sind wissenschaftliche Erkenntnisse, die einen starken Zusammenhang dieser beiden Faktoren mit Bildungsteilhabe und Bildungserfolg aufweisen.