Bundesbildungsministerin Johanna Wanka und Kultusministerin Susanne Eisenmann haben anlässlich der Bund-Länder-Vereinbarung zur Initiative Bildungsketten die Mörikeschule Nürtingen besucht. Gemeinsam haben sich die beiden Ministerinnen in einer Vorbereitungsklasse ein Bild von der in Baden-Württemberg entwickelten Potenzialanalyse für neu Zugewanderte gemacht. Die Potenzialanalyse wird als Teil der Initiative Bildungsketten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Die Bund-Länder-Vereinbarung Bildungsketten ist im August 2016 von der Bundesregierung, der Landesregierung sowie der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit unterzeichnet worden. Baden-Württemberg ist damit eines von bisher sieben Ländern, die bereits eine entsprechende Vereinbarung mit dem Bund getroffen haben. Erstmals besucht aus diesem Anlass Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ein Bundesland.
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka: „Mit der Initiative Bildungsketten wollen wir erreichen, dass Jugendlichen der Übergang von der Schule in den Beruf möglichst gut gelingt. Durch Potenzialanalysen und Angebote zur Berufsorientierung unterstützen wir Schülerinnen und Schüler frühzeitig und individuell. Das hilft ihnen bei ihrer künftigen Berufswahl. Baden-Württemberg hat durch die Bildungsketten-Vereinbarung ein starkes Zeichen für die berufliche Integration gesetzt. Außerdem leisten wir mit Baden-Württemberg Pionierarbeit bei der so genannten Eingangsdiagnostik für schulpflichtige Flüchtlinge. Es geht darum, ihre Fähigkeiten und Lernvoraussetzungen richtig einzuschätzen, damit die jugendlichen Flüchtlinge in eine für sie passende Schulform integriert und zielgerichtet gefördert werden können. Was hier mit der Förderung meines Hauses entwickelt wird, können auch alle anderen Länder nutzen.“
Beteiligte Akteure der Initiative Bildungsketten unterstützen Schülerinnen und Schüler dabei, den Übergang von der Schule ins Berufsleben zu meistern. Im Mittelpunkt stehen die Berufsorientierung und die individuelle Förderung in der Schule. Der Bund unterstützt das Land Baden-Württemberg dafür in den Jahren 2016 bis 2020 mit circa 49,7 Millionen Euro. Hinzu kommen zahlreiche Angebote, mit denen Bund und Bundesagentur für Arbeit unmittelbar vor Ort den Übergang fördern.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles: „Ich freue mich sehr, dass nun auch Baden-Württemberg als wirtschaftsstarkes Land mit dabei ist, und wir unsere Engagements zum Wohl der Jugendlichen künftig bündeln. Mit dieser Initiative stimmen Bund und Länder ihre guten Angebote am Übergang von der Schule in den Beruf künftig noch enger ab. Alles mit dem Ziel, möglichst vielen jungen Menschen einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen – auch den neu Zugewanderten.“
Die Potenzialanalyse wird in Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe I, VABO-Klassen an beruflichen Schulen sowie im Regelunterricht eingesetzt. Das valide und wissenschaftlich fundierte Analyseverfahren identifiziert die Kompetenzen von geflüchteten und zugewanderten Jugendlichen und zeigt Perspektiven auf, um ihre schulische Integration und ihren beruflichen Weg besser planen zu können.
Kultusministerin Susanne Eisenmann: „Mit der Potenzialanalyse haben Lehrerinnen und Lehrer erstmals ein effektives Instrument, das sie gezielt dabei unterstützt, geflüchtete Kinder und Jugendliche in den Schulunterricht zu integrieren. Baden-Württemberg nimmt damit bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Wir freuen uns sehr über die Förderung und werden gerne unsere Erfahrungen und Erkenntnisse mit den anderen Ländern teilen, so dass alle davon profitieren können.“
Im Sinne der Initiative Bildungsketten ist die berufliche Orientierung in Baden-Württemberg ein langfristig angelegter und kontinuierlicher Prozess. In diesem Prozess werden die Schülerinnen und Schüler befähigt, ihre Kompetenzen, Potenziale und Interessen zu reflektieren, um sich selbstverantwortlich für einen Berufsweg entscheiden zu können. „Je früher wir Schülerinnen und Schüler bei ihrem individuellen Berufswahlprozess unterstützen, desto besser gelingt ihnen der Schritt von der Schule in eine Ausbildung, ein Studium und in den Beruf. An den Schulen spielt die berufliche Orientierung deshalb eine zentrale Rolle. Schulen ziehen dabei mit Partnern aus der Wirtschaft, den Verbänden und Kammern sowie den Arbeitsagenturen an einem Strang. Die Initiative Bildungsketten stärkt unser baden-württembergisches Konzept der beruflichen Integration“, sagte Kultusministerin Eisenmann.
Förderprojekte der Bund-Länder-Vereinbarung in Baden-Württemberg
Im Rahmen der Initiative Bildungsketten fördert der Bund folgende Projekte des Landes Baden-Württemberg:
- Kompetenzanalyse an Gemeinschaftsschulen (Ressort KM): 2.058.935 Euro (2016-2020)
- Kompetenzanalyse an Gymnasien (Ressort KM): 2.288.855 Euro (2016-2020)
- Potenzialanalyse für neu Zugewanderte (Ressort KM): 2.021.016 Euro (2016-2020)
- BEF Alpha (Ressort KM): 2.123.920 Euro (2016-2020)
- Kooperative Berufsorientierung für ausgewählte Zielgruppen (Ressort KM): 15.002.636 Euro (2016-2020)
- Praktikum plus (Ressort KM): 4.088.342 Euro (2016-2020)
- BESTOR (Ressort MWK): 2.080.057 Euro (2016-2020)
- BESTOR (Ressort MFW): 839.534 Euro (2016-2020)
- BOP - Werkstatttage an Gymnasien (Ressort MFW): 1.835.778 Euro (2016-2020)
- BOP - Werkstatttage für Flüchtlinge (Ressort MFW): 2.992.433 Euro (2016-2020)
- BOP Portal zur Durchführung von Werkstatttagen (Ressort noch offen): 14.337.300 Euro (2016-2020)
Die Gesamtfördersumme beträgt 49.688.806 Euro.
Hinzu kommen zahlreiche Angebote, die Bund und Bundesagentur für Arbeit selbst im Land erbringen. Zum Beispiel werden für die Berufseinstiegsbegleitung mit Start in den Schuljahren 2014/2015 bis 2018/2019 rund 117 Millionen Euro bereitgestellt, je zur Hälfte aus Bundesmitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Mitteln der Bundesagentur für Arbeit.